28/10  Wie gesund ist gesund?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:43

Ernährung kann ja nicht gesund genug sein. Aber die Regelung für die Zulassung von Health Claims – das sind die Werbe-Botschaften zur Propagierung sogenannter (oder vermeintlich) „gesunder“ Produkte – werden immer restriktiver, und das ist gut so. Denn in der Sorge um sein Wohlergehen ist der Mensch besonders verführbar.

In der EU werden solche Werbe-Botschaften nun systematisch überprüft auf ihren Wahrheitsgehalt. Ist der versprochene Heilungseffekt nicht nachweisbar, muss die Aussage vom Produkt verschwinden. – Einer der häufigsten Heilsbringer auf dem Futterregal sind gewisse Milchprodukte, Drinks und auch Joghurts, die mit speziellen Bakterienstämmen besiedelt sind, welche in unserem Inneren wahre Wunder wirken sollen.

Viele Ernährungsfachleute hinterfragen solche Aussagen: jedes normale Joghurt enthalte „gute“ Bakterien, ein Mehrpreis für raffinierte Kulturen sei nicht gerechtfertigt, da diese in der Praxis wirkungslos blieben. Es ist wohl zu befürchten, dass entsprechende Claims über kurz oder lang verboten werden. Anders kann ich mir nicht erklären, dass der Milchverarbeiter Danone für sein Activia-Joghurt eine Image-Kampagne per TV-Spot startet, mit der Ex-Skirennfahrerin Maria Walliser als Protagonistin. Sie ist die neue Activia-Botschafterin und soll vor allem den Frauen den Verzehr der Milchspeise schmackhaft machen.

Eben noch war Danone unter Beschuss, weil es die Activia-Becher als besonders umweltfreundlich propagierte, was nachweislich (wie auch der Kassensturz berichtete) nicht zutrifft. Nun also geht es per Skistar auf die Verkaufspiste. Noch vor kurzem war es der polygame Wetterfrosch, der mit Actimel (aus dem gleichen Haus)den nasskalten Winter besser überstand. Prominenz hilft Umsatz machen, denn wenn die „es“ nehmen, muss es ja nützen… Der Prominenz schon.




27/10  Gewicht als Waffe?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:33

Über einen Satz bin ich heute beim Lesen der Abend-Gratiszeitung ins Studieren geraten. Es ging um die junge Frau, die ihren Vater erschossen hat und vom Gericht freigesprochen wurde, da sie glaubhaft darlegte, sie habe in Notwehr gehandelt.

Der Satz lautete: Ihr eigenes Leben sei durch den 150 Kilo schweren Kampfsportler unmittelbar bedroht gewesen. – Die wichtigste Charakteristik der lebensbedrohlichen Gefahr war also das Gewicht des Vaters. Nicht in erster Linie seine unberechenbare Brutalität und seine Neigung zu Gewalttätigkeit… sondern sein Gewicht.

Wenn es nicht von einem so tragischen und zugleich so emotionalen Fall handeln würde, so könnte man sagen, der oder die VerfasserIn des Satzes habe bös daneben gegriffen und – wohl unbewusst – jeden einigermassen übergewichtigen Bürger aufs Gröbste diffamiert und verletzt, indem jeder zu einer potenziellen Lebensgefahr erklärt wird, der mehr als 150 Kilo auf die Waage bringt. Man könnte uns Dicke also problemlos erschiessen, denn durch unser Gewicht darf man sich in seinem „eigenen Leben“ bedroht fühlen…

Gut, ich denke nicht, dass Adrian Schulthess und Melanie Gath, die diesen Text offenbar verfasst haben (wenn er nicht von der Redaktion fahrlässigerweise umgeschrieben wurde), bewusst eine solche These in die Welt setzen wollten. Das ist wohl eine etwas gesuchte, konstruierte Unterstellung meinerseits… aber es zeigt doch auch, wie verletzend eine unbedachhte Formulierung sein kann, die man besser zweimal kontrolliert, ehe man sie in den Druck gibt. Ich jedenfalls werde mich trotz meiner 152 Kilo mit reinem Geswissen ins Bett legen. Das einzige Leben, das von meinem Gewicht bedroht ist, ist mein eigenes.




26/10  Wie die alten Römer

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:37

Heute fand zum vierten Mal die Netzwerktagung Bewegung, Ernährung und Körpergewicht statt, durchgeführet von den Organisationen, die auf diesem Gebiet aktiv sind. Der Tag stand unter dem Motto Alltag im Gleichgewicht und deckte verschiedenste Aspekte des Themas ab. Als einen der Beiträge unseres Adipositas-Netzwerks hatte ich einen Workshop angeregt mit einem Historiker, der sich in seiner empirischen Forschung mit der Frage befasst hatte, wie die Menschen früher und heute ihre körperliche Bewegung mit der Energieaufnahme durch Essen in Balance bringen.

Als Einstiegsmodell in die Thematik dienten die römischen Legionäre: durchtrainierte Kraftpakete, die pro Tag auf Eroberung rund 30 Kilometer marschierten, bepackt mit einer Ausrüstung von 40 Kilo Gewicht. Leistungssportler im Dauereinsatz, die an einem Tag bis zu 6’000 Kalorien verbrauchten. Dafür bekamen sie reichlich zu essen: 400 Gramm Fett, 400 Gramm Kohlenhydrate und 200 Gramm Eiweiss… für 17 Tage musste jeder seinen eigenen Proviant mitschleppen, wenn sie unterwegs waren… Denn nur gut genährte Krieger garantierten den Sieg.

Ganz anders waren in der frühen Neuzeut, im 18. Jahrundert, die armen Leute im Schweizer Mittelland dran: rund ein Fünftel der Bevölkerung gehörte zu den „Landlosen“, hatte keinen eigenen Besitz und war permanent unterwegs auf der Suche nach Arbeit. Auch sie legten täglich bis zu 30 Kilometer zu Fuss zurück, aber richtig zu essen hatten sie kaum, sie brachten es auf tägliche 640 Kalorien und gingen buchstäblich an Unterernährung in jungen Jahren zugrunde.

Drittes Vergleichsbeispiel waren die heutigen Sportler, die einen Ironman absolvieren: auch sie verbrauchen pro Wettkampf bis zu 11’000 Kalorien und nehmen dabei ein gutes Kilo ab, das sie sich natürlich problemlos wieder anfuttern können… – Bewegung ist und war immer mit Kraftaufwand verbunden. Menschen mit einem Bewegungsnaturell empfinden Lust und Befriedigung, wenn sie zu Fuss unterwegs sind, aber Gewaltsanstrengungen wie Rennvelo Fahren oder Joggen kann man nicht bis ins Alter bewältigen. Deshalb bietet sich als schonendere Variante das Fahren mit einem Elektro-Velo an, einem E-
Bike, das die eigene Tret-Anstrengung dosiert unterstützt, so dass man im optimalen Trainingsbereich arbeiten kann… Aber auch hier gibt es – wie im alten Rom – ohne Fleiss keinen Preis: man muss mit dem E-Bike zwei Stunden lang fahren, um 30 bis 40 Gramm Fett zu verbrennen! Da lohnt es sich doch, beim Essen etwas Vorsicht walten zu lssen…




25/10  Post von der Witwe

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:34

Fast sah es heute so aus, als wären alle unsere Finanzprobleme auf Dauer gelöst. In meinem privaten E-Mail-Account befand sich ein Schreiben, das als Absender den Namen der Witwe des getöteten Ex-Staatschefs Muammar Gadaffi trug. Die Frau klagte in beredten Worten über ihr Schicksal, dass sie mit zwei Söhnen und einer Tochter geflüchtet sei und nun versuchen müsse, in der Schweiz und in Frankreich an ihr Millionen-Vermögen zu kommen. Das könne sie natürlich nicht unter ihrem eigenen Namen tun, sondern sie sei auf die Vermittlung durch wohlmeinende Menschen angewiesen.

Für einen solchen hielt sie mich offenbar, denn sie bat mich, mit ihrem Sohn Hannibal Verbindung aufzunehmen, er würde mr dann mitteilen, was weiter vorzukehren sei. Von einer Belohnung oder gar Beteiligung war zwar nicht die Rede, aber das hätte sich für mich von selbst verstanden. Solche Hilfeleistungen werden ja selten rein selbstlos erbracht.

Allerdings fragte ich mich auch, wie denn die gute Dame ausgerechnet auf mich gekommen war. Hatte sich mein Ruf als hilfsbereiter Zeitgenosse bis nach Marokko oder weiter in Afrika herumgesprochen? Weiss man auf dem internationalen Parkett, dass wir für unsere Arbeit Geld brauchen? – Beim Studium des Verteilers der Anfrage wurde mir klar, dass es nicht Madame persönlich gewesen sein konnte, die sich an mich wandte. Vielmehr muste ein Computer mit automatischer Steuerung sämtliche Buchstaben-Kombinationen durchgespielt haben, die sich rund um meine E-Mail-Adresse bilden liessen… und alle Adressen (ob es sie gab oder nicht), die ähnlich klangen, wurden bedient.

Ich frage mich nur, ob wirklich jemand so abgründig blöd ist, auf so etwas hereinzufallen.




24/10  Buchprojekt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:40

Die junge Frau am Telefon sprach englisch, sehr rasch und mit einem Anflug von Dialekt, wie er in London gesprochen wird. Sie wollte mit dem Chef sprechen, und das war ihr gelungen. Es gehe um ein gewaltiges Projekt. Im Auftrag der Britischen Regierung werde zur Bekämpfung von Adipositas und Übergewicht ein Buch herausgegeben, 200 Seiten stark, das alle Richtlinien und Empfehlungen enthalte für Massnahmen, die umzusetzen seien, um der weiteren Ausbreitung der Adipositas-Epidemie Einhalt zu gebieten.

Die Recherche-Abteilung habe die Adressen der wichtigsten und kompetentesten Organisationen herausgesucht, die sich in den Ländern Europas mit dieser Frge befassen. So arbeite man namentlich auch mit dem Schweizer Gesundheitsministerium zusammen. Das Buch werde in 200’000 Exemplaren gedruckt und an alle wichtigen Funktionsträger im Gesundheitswesen, an die Finanzverantwortlichen aller Länder, an grosse Spenderorganisationen und an die Wirtschaftskapitäne abgegeben, um eine europaweite, kohärente Aktion gegen Adipositas einzuleiten und durchzuführen. Und in diesem grundlegenden Werk sollten auch die bedeutendsten Organisationen vorgestellt werden, die in diesem Feld tätig sind. So eben auch die Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS.

Das hörte sich gut an und ich versuchte mir schon all die wichtigen Leute vorszustellen, die den – von mir natürlich hervorragend geschriebenen – Beitrag über uns lesen würden… Aber ich stellte dann die Frage, mit welchen Leuten vom Schweizer Gesundheistministerium die Redaktion denn nun konkret im Kontakt sei. Darauf wollte mir die Dame nicht so ohne weiteres antworten. Es handle sich um ein paneuropäisches Projekt, man arbeite beispielsweise mit Kroatien zusammen, und auch Lettland sei mit im Boot… Gut und recht, sagte ich, aber ich könnte mir nur schwer vorstellen, dass es für einen hohen Beamten in der englischen Gesundheitsbehörde von Interesse sei, etwas über die SAPS zu erfahren…

Nun, sagte sie dann eher beiläufig, es sei wichtig, dass alle Länder mitmachten, und es gebe zwei Angeote: einen Text über eine oder über zwei Seiten. Für welche der beiden Varianten ich mich denn entscheiden würde. Grundsätzlich treffe ich am Telefon keine solchen Entscheide, sagte ich jetzt, sie solle mir doch bitte per E-Mail einen kurzen Beschrieb mit allen Details schicken, dann könnten wir das prüfen. – Nein, meinte die Dame, die Redaktionskommission sei im Moment am beraten und die warte auf meinen Entscheid, ob ich ihr nicht wenigstens mal eine Absichtserklärung geben könnte.

Jetzt fragte ich, ob dies denn mit Kosten verbunden sei. Das falle kaum in Betracht, sagte sie, angesichts der Auflage von 200’000 Exemplaren und dem hochkarätigen Leserkreis, in dem das Buch abgegeben werde. Da seien die 4’000 englische Pfund für eine Seite doch geradezu günstig. (Das sind nach heutigem Kurs gut 5’600 starke Schweizer Franken.) – Danach nahm unser Gespräch einen kurzen weiteren Verlauf. Ich bestand darauf, dass ein solches, angeblich regierungsnahes Projekt für teilnehmende NGOs kostenfrei sein müsse und sie merkte, dass bei mir nichts zu holen war und hängte nach kurzem Abschied auf. Achtzehn Minuten hatte das Gespräch gedauert. Kosten vernachlässigbar.




23/10  Wandertraum

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:04

Im Allgemeinen schlafe ich ruhig und gut. Als Kind hatte ich öfters Alpträume. Sie handelten davon, dass ich durch einen Gang gehen musste, der immer enger wurde, so dass ich Gefahr lief, stecken zu bleiben… zum Glück verlor sich das mit der Zeit. Lange gab es Träume, die vom Militär handelten. Interessanterweise meist davon, dass ich irgendwo im Einsatz war, von diesem dann zurück kam und feststellen musste, dass meine Leute inzwischen an einem neuen Standort waren… Was das bdeuten sollte, konnte mir niemand sagen, vielleicht habe ich die falschen Deuter befragt.

Normalerweise kann ich mich am Morgen nicht mehr an meine Träume erinnern. Letzte Nacht träumte ich jedoch etwas, das mir beim Aufstehen noch präsent war: ich träumte davon, dass ich unterwegs war zu einem Ziel, das ich von früher kannte. Ich wusste, dass es in der Nähe eine Busstation gab, was mir gelegen kam, da ich noch immer nicht so gut zu Fuss bin. Unterwegs merkte ich, dass mein Bus eine andere Richtung einschlug und irgendwo weitab von meiner Destination anhielt. Ich wollte umsteigen, verpasste den Anschluss und befand mich unvermittelt in einer Art Niemandsland… Da fasste ich den Entschluss, zu Fuss an mein Ziel zu gelangen und stellte erfreut fest, dass mir dies gut gelang. Ich konnte leichtfüssig und mit federnden Schritten zügig vorankommen, über Feldwege, durch Wälder, auf dem Trottoir der Strasse entlang, und es machte mir Spass, den Raum mit grossen Schritten zu durchmessen, ein völlig neues Glücksgefühl breitete sich aus…

Beim Aufstehen merkte ich dann aber, dass da immer noch die Schmerzen im Kreuz und im Knie waren, dass ich noch immer Mühe hatte, mein Zuviel an Gewicht vorwärts zu bewegen… und plötzlich wurde mir bewusst, wie relativ unsere Träume sind: früher hatte ich oft davon geträumt, dass ich fliegen könne. Heute muss man schon zu frieden sein, wenn man vom unbeschwerten Wandern träumt.




22/10  Muntermacher

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:54

Ich habe sie nicht unbedingt in bester Erinnerung: die Schulmilch, die wir früher einmal pro Tag in der Pause bekamen. Sie war in kleine Flaschen mit Kartondeckel abgefüllt, lauwarm, und dazu gab es ein kurzes Stück Strohhalm, das – wenn man Pech hatte – oben gespalten war, so dass es in die Zunge und die Lippen piekte und erst noch Luft einsog… Aber die Pausenmilch war eine Errungenschaft des fürsorglichen Sozialstaates, der besort war, dass wir Kinder nach den Kriegsjahren gesund aufwuchsen.

Heute ist Milch in unzähligen Formen und Verkleidungen allgegenwärtig und fast täglich kommen neue Varianten auf dem Markt, mit neuen Aromen, Geschmacksrichtungen, in immer originelleren Verpackungen, als Drinks und Shots und anderweitige gesundheitliche Heilsbringer… und die Werbung begleitet uns auf Schritt und Tritt. Dass Milch das bekömmlichste und gesündeste Lebensmittel überhaupt sei, daran hat niemand die geringsten Zweifel, denn die tüchtige Kuh Lovely spielt nicht nur Fussball und alle anderen Sportarten, nun klettert sie sogar auf die höchsten Berge, mit ihren unverwüstlichen Knochen.

In Amerika gibt es eine Gegenbewegung. Wissenschafter warnen davor, dass allzuviel Milch für Kinder und Jugendliche ungesund sein könnte. Sie haben eine Milchpromotions-Organisation in Wisconsin verklagt, weil sie in ihrer Werbung übertriebene und irreführende Botschaften zum Milchkonsum verbreite. Hierzulande waltet Vorsicht. Auf der Milch-Website werden explizit maximal 3 Portionen täglich (Käse oder Quark oder Milch) empfohlen. Die Statistik spricht allerdings eine andere Sprache: jeder Schweizer und jedee Schweizerin konsumieren im Schnittt pro Tag rund 1 Kilo Milchprodukte. An Munterkeit sollte es uns nicht fehlen.




21/10  Advokatur

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:10

Einst wars ein angesehener, respektierter Beruf. Einer, den man in der Not herbeirufen konnte, damit er einem beistand, die Interessen vor Gericht und gegenüber anderen vertrat und durchsetzte. Allerdings gab es auch immer welche, die krumme Geschäfte machten, Leute linkten und über den Tisch zogen, das waren die Winkeladvokaten, denen man nicht trauen konnte.

Aber damit hat unser Begriff Avocado gar nichts zu tun. Der bezeichnet eine essbare Frucht aus der Familie der Loorbeergewächse, die es bei uns erst seit dem 20. Jahrhundert gibt, obwohl sie schon vor 10’000 Jahren in Südamerika kultiviert wurde. Sie war eine der ersten exotischen Früchte, die hier in die Supermärkte kam, und eigentlich – hat man jetzt herausgefunden – wäre sie eine exzellente Speise für Leute, die auf ihre Ernährung achten. Sie enthält eine Fülle von wertvollen Elementen, wenig und „gutes“ Fett – obwohl sie als fettreich gilt, und kann eine vielseitige Bereicherung der Küche darstellen, da man sie nicht nur als Salat oder in der Guacamole-Sauce essen kann, sondern auch als Zutat beim Kochen zur Verfeinerung von Suppen, als „Ersatz“ für Käse und Rahm…

Es lohnt sich, die Rezepte zu studieren, in wie vielen Formen man Avocado auf den Tisch bringen kann. Die Gesundheit dankt für die Fürsprache.




20/10  XXL-Beefy

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:43

Als Ueli Prager das Mövenpick-Konzept erfand und die Silberkugel-Kette aus dem Boden stampfte, war die Ernährungswelt noch heil. Auch weniger Bemittelte sollten Zugang haben zu exquisiten Speisen in vernünftigen Portionen und zu vernünftigen Preisen. Mit dem Riz Casimir erschloss sich uns erstmals der sündige Reiz orientalischer Gewürze (oder was wir dafür hielten, da wir sie doch gar nicht kannten).

Die Zeitungen sind voll mit Erinenrungen an den verstorbenen Gastro-Pionier und sein vorblidhaftes Wirken, mit Berichten über seine Erfolge und Misserfolge. Und beim Lesen kommen die Bilder aus früheren Tagen wieder herauf, als ein verwegener Hauch von weiter Welt um die Autobahn-Raststätte mit den halbkugelförmigen Überdachungen wehte, wo man sich vorstellen konnte, dass es so in Amerika sein müsste, auf rundem Hocker am Tresen zu sitzen und auf einen Hamburger mit Kabissalat zu warten…

Und nun lese ich in der Zeitung, dass der aktuelle Silberkugel-Besitzer, der Prager vor einiger Zeit die Kette abgekauft hat, einen Durchstart am Markt unter anderem damit zu erzielen hofft, dass er neu den XXL-Beefy-Burger anbietet: viermal so gross wie ein normales Silver-Beefy… – Wenn Prager eine gute Nase hatte und erspürte, worauf der Konsument abfuhr und was ihm schmecken würde, so fragt man sich doch, mit welchem Körperteil bzw. Sinnesorgan der aktuelle Silberkugler seine Marktforschung betreibt. Da er derzeit aber nur noch zwei Lokale führt, dürfte der kalorienmässige Schaden an der Volksgesundheit sich in Grenzen halten.




19/10  Gesunder Snack?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:18

Snacks haben Suchtpotenzial. Hat man einmal damit angefangen, kann man nicht mehr aufhören. Mit „man“ meine ich natürlich vor allem mich selber. Ich gehöre zu jener Kategorie von „Snackern“, die nicht Ruhe geben, bis das Schälchen vor ihnen leer und der Nachfüllvorrat aufgebraucht ist. Ich bin der Schrecken der Barkeeper, die unvorsichtig genug sind, mir zur Stange eine kleine Portion Mandeln oder Cashewnüsse hinzustellen. Sogar die Legende von den Mitessern, die ihre Hände nach dem Pissoirbesuch nicht waschen, vermag mich nicht abzuschrecken. Das stärkt die Abwehrkräfte.

Nun kündet sich auf dem internationalen Lebensmittelmarkt eine Alternative an, die „gesund“ sein soll, sofern es das überhaupt gibt. Die Nuss, um die es sich handelt, ist eigentlich gar keine, obwohl sie von ferne an eine Haselnuss erinnert. Sie stammt aus der Familie der Hülsenfrüchte und trägt den deutschen Namen Kichererbse. Der stammt aus dem Lateinischen und hat grundsätzlich nichts Lächerliches an sich. Im nahen Osten ist sie wohlbekannt als Rohstoff für schmackhafte Pasten wie Humus.

Vor vielen Jahren besuchte ich mal einen Dritt-Welt-Kochkurs. Da lernten wir, die getrockneten Kichererbsen so lange zu kochen, bis man sie beissen konnte… kein Wunder, sind in der Wüste die Wälder abgeholzt. – Aber nun erscheint also die ominöse Erbse auf dem Speisezettel der gesundheitsbewussten Welt als The Good Bean oder Chick Pz (denn auf Englisch nennt sich das Ding Chicken Pea, was wohl mit den Hühnern ebensowenig zu tun hat wie mit dem Kichern). Es gibt sie geröstet,  in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Sie enthalten weniger Kalorien als die Nüsschen, sie haben mehr Nahrungsfasern und deutlich weniger (dafür gesünderes) Fett, nicht so viel Kohlenhydrate und eine Menge gesunder Vitalstoffe.

Natürlich löst dies das Problem derer nicht, die nicht mehr aufhören können… Da müssen wir uns wohl andere Kniffe und Tricks aneignen. Und zudem sind die Produkte bei uns noch gar nicht im Handel erhältlich, soviel ich weiss. Aber ich halte mal die Augen offen.