21/3  Ein Tipp

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:15

Ein ganz klein bisschen Nervosität ist doch durch unsere Bürogemeinschaft geweht, heute Nachmittag. – Angesagt hatte sich das Reportage-Team von fit-tv für die Aufzeichnung eines kurzen Interviews und eines Statements.

Plötzlich hat sich das Chaos auf meinem Pult diskret ein wenig geordnet, die hässlichen Kartonschachteln in der Ecke sind verschwunden, das Büro wirkt freundlich und einladend… und dann sind sie da, die Interviewerin und der Kameramann. Es geht – um was sonst? – um das Thema Übergewicht und im Speziellen um eBalance, ein Programm, um in Selbstverantwortung etwas für sein Körpergewicht zu tun.

Ich wurde gebeten, einen Prominenten-Tipp abzugeben. Bei der Vorbereitung habe mich mich gefragt, welche der vielen möglichen Botschaften wohl die „wichtigste“ sei. Dabei habe ich mich entschlossen, nicht einfach die platte Weisheit vom „weniger essen – mehr bewegen“ zu wiederholen, die sich vor allem an jene richtet, die mit einigem Glück noch verhindern können, zu schwer zu werden (was ja an sich ein höchst zentrales Präventions-Ziel ist), nein, ich wollte bewusst jene ansprechen, die bereits klar von Übergewicht/Adipositas betroffen sind.

Tückisch an der Sache ist ja, dass in einem solchen Fall die Bereitschaft meist sehr gering ist, dies als gesundheitliches Problem überhaupt zu akzeptieren. „Wir sind rund – na und?!“ diese stolze Maxime – in Anlehnung an den gleichlautenden Buchtitel – habe auch ich in jüngeren Jahren selbstbewusst vertreten. Und als ich schliesslich mit meinen 165 Kilo schlicht „körperlich“ nicht mehr zurande kam, war es für eine Umkehr schon fast zu spät.

Deshalb meine Hauptbotschaft: Wenn ihr das „Problem“ habt – nehmt es ernst, lasst euch medizinisch helfen, denn es ist eine Krankheit, und verändert euren Lebensstil so jung wie möglich, später wird es immer schwieriger, damit umzugehen. – Aber ehrlich gefragt: Hätte ich damals hingehört, wenn mir das jemand vor 35 Jahren gesagt hätte?




20/3  Lebensgefahr?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:14

Oh Schreck, da lese ich im aktuellen medizinischen Info-Dienst adipositas-online.de, von einem Aufsatz, der in der Fachzeitschrift The Lancet publiziert wurde, und nach dem eine Patientin in England, welche die Atkins-Diät strikte angewendet hatte, in akuter Lebensgefahr schwebte.

Sollte mir das gleiche Schicksal blühen? – Ein kurzer Internet-Vergleich zeigt, dass es sich bei der Meldung um den gleichen Link handelt, den ein anonymer Kommentator an meinen gestrigen Beitrag angefügt hat: „Reduzierung von Kohlenhydraten gefährdet Gesundheit“.

Die Frau, von der in den beiden Texten die Rede ist, litt an einer schweren Ketoazidose, also einer Übersäuerung des Körpers als Folge einer zu hohen Ketonen-Bildung, ausgelöst durch den radikalen Verzicht auf Kohlenhydrate. – Soso. – Nun ist es ja so, dass ich jeden Morgen beim Aufstehen (sorry, aber soviel Transparenz mus sein) in ein Glas pinkle, wobei die Kunst darin besteht, trotz grossem Druck, wie er sich am Morgen einstellt, wieder rechtzeitig den kleinen Bio-Hahn zuzudrehen, ehe das Glas überläuft… was nebenbei ein ganz nettes Beckenboden- bzw. Prostata-Training darstellt.

Dann also muss ich einen kleinen Plastik-Streifen eine Sekunde lang in die gelbe Flüssigkeit tauchen, mit hellen Markierungen dran. Nach drei Minuten zeigt die Verfärbung den Grad der Ketonen-Bildung an: von „neutral“ (-) über „mittel“ (+) und „stark“ (++) bis zu „sehr stark“ (+++) oder: je dunkler desto stärker. – Meine Werte lagen während der ersten vier Wochen immer im Bereich zwischen + und ++, also „mehr oder weniger stark“, aber nie so stark, dass sich daraus eine Gefährdung ergeben hätte. – Das eben, sage ich mir, ist die helvetische Gründlichkeit. Und das gibt mir eine gewisse Gewissheit, dass mich nicht das gleiche Schicksal ereilen wird wie die Lady Atkins, denn schliesslich bin ich jetzt in der Stabilisierungsphase und esse wieder eine saftig-süsse Orange, ein Stück Vollkornbrot und Salzkartoffeln. Also was soll die Panikmache!?




19/3  Dicke Comedy

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:48

Kennen Sie die Schillerstrasse? – Das ist ein innovatives Comedy-Format auf Sat.1, jeweils am Donnerstagabend, mit Wiederholung am Sonntagvormittag. Das ist dann der Moment, an dem ich mir die Sendung zu Gemüte führe.

Es ist ein Live-Theater vor Publikum, die Szene ist der Wohnraum der Kabarettistin Cordula Stratmann, die dort mit ihren Freunden in einer WG lebt und allerlei haarsträubende Situationen durchzustehen hat. Es gibt keinen Text jund kein Drehbuch, die Figuren bekommen von einer Spielleitung per Knopf im Ohr jeweils ganz knappe Anweisungen (die das Publikum und die TV-Zuschauer mithören können), was sie zu tun bzw. zu spielen haben, und dann wird drauflos improvisiert.

In den letzten Sendungen hat Cordula – unübersehbar – an Gewicht zugenommen. Sie ist in kurzer Zeit füllig geworden, eine Tonne, mit prallem Rundungen (wenn auch geschickt aufmontiert), und plötzlich hat das Thema Übergewicht in die Comedy Einzug gehalten. Heute hat sich bei Cordulas Freundin Annette die Erkenntnis durchgesetzt, dass jetzt etwas dagegen unternommen werden müsse: sie hat für sie einen „personal trainer“ engagiert.

Dieser taucht auf in der Person des Michael Mittermeier. Dann war da noch Jürgen von der Lippe als Cordulas Vater… und schon konnte es losgehen mit Spott und Satire zu einem heiklen Thema. Und irgendwie fand ich es erfrischend und erfreulich, dass hier mit Witz und Esprit und ohne Peinlichkeit Dinge angesprochen wurden, über die man sich sonst nicht so freimütig austauscht. Ich habe ein paarmal gelacht und weiss längst nicht mehr alle Sprüche, die da geklopft wurden im Bestreben, ein tabuisiertes Thema nachvollziehbarer zu machen.

Einen weiss ich noch. Jürgen von der Lippe sagte: „Wer behauptet da, Cordula sei dick? Dies ist nur der Versuch des lieben Gottes, die maximale Dehnbarkeit der menschlichen Haut zu testen…“ – Der Versuch von „Trainer“ Mittermeier, Cordula in gesundheitsfördernde Bewegung zu versetzen, schlägt gründlich fehl. Sie beschliesst, sich so zu akzeptieren, wie sie ist. Bin gespannt, wie das nächste Woche weiter geht.




18/3  Rückfallquote

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:32

Ich bin Dr. Philippe Beissner dankbar, dass er bei meinem vorletzten Eintrag zur „Rosskur“ einen Kommentar aus medizinischer Sicht angemerkt hat. Sonst liest sich das so leichthin… und es besteht auch noch die Gefahr, dass mein Bericht für ein Angebot von eBalance gehalten wird. Und das ist es ja wirklich nicht.

Ohne regelmässige Kontrolle durch den Arzt und ohne die Ernährungsberaterin, die mit mir jede einzelne Position durchspricht und meine Erfahrungen mit der einen oder anderen Lebensmittel-Kombination evaluiert, würde ich das auch nicht machen. Und ich bin sehr bewusst darauf bedacht, auf die feinen Anzeichen zu achten, falls sich unangenehme Nebenwirkungen einstellen sollten.

Dabei ist es verblüffend, dass man auch als „alter Diät-Hase“, der meint, sämtliche Tricks und Trend-Vorschläge schon einmal ausprobiert zu haben, immer wieder auf neue Erkenntnisse und Zusammenhänge stösst. Deshalb ist es wichtig, dass man Vertrauen zum Arzt und zur Ernährungsberatung haben kann.

Wir hören am SAPS-Telefon immer wieder kritische Töne zur Arbeit von ErnährungsberaterInnen. Der Beruf hat im Moment Konjunktur. Es gibt zahlreiche Schnellbleich-Angebote in diesem Sektor, die dann ev. bei Programmen zum Einsatz kommen, deren Wirksamkeit und Seriosität umstritten sein können. – Daneben gibt es einen dreijährigen Vollzeit-Lehrgang, der zu einem Diplom-Abschluss (demnächst an der Fachhochschule) führt. Nur diese „dipl.“ ErnachrungsberaterInnen sind legitimiert, „kranke“ Menschen zu beraten und nur deren Leistung wird von der Krankenkasse übernommen. Ein entsprechendes
Verzeichnis findet man auf der Website des Berufsverbandes.

Aber unsere Erfahrung zeigt, dass das vermittelte und „diplomierte“ Wissen – es mag noch so komplett und umfassend sein – von den betroffenen Patienten, die sich ein halbes Leben lang mit ihrem massiven Übergewicht abgequält haben, gar nicht richtig angenommen werden kann, weil eine andere Dimension fehlt: das Verständnis für die komplexeren Probleme, die ganzheitliche Schau auf den „dicken Menschen“ als Resultat einer hoch komplizierten Kombination von ungünstigen Voraussetzungen.

Oft hören wir die gleich lautende Klage: Der Arzt hat mich zur Beratung geschickt, aber die hat einfach ihr Sprüchlein nach dem Lehrbuch aufgesagt, und gebracht hat mir das für meine spezielle Situation gar nichts. – Nun darf man nicht verallgemeinern, und es ist zweifellos so, dass das „Diplom“ ein guter Leistungsausweis ist, was die Voraussetzungen bezüglich Fachkenntnisse und Wissenschaftlichkeit betrifft und dass es auch begleitende Praktika dokumentiert. – Aber es ersetzt nicht den gesunden Menschenverstand, die Anteilnahme und die Bereitschaft, auf jeden Patienten individuell einzugehen, ihn zu ermutigen, neue Wege zu beschreiten und gemeinsam herauszufinden, wie sein Problem eventuell in den Griff zu bekommen wäre. – Dass die „Rückfallquote“ bei Adipositas-Diäten (Dr. Beissner hat seinen „Fall“ ja geschildert) im Schnitt bei 85 Prozent liegt, bedarf keines weiteren Kommentars.




17/3  Zwischenkur für Pferde

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:04

Das ist dann also die Fortsetzung der Rosskur mit anderen Mitteln: Es gehört zum Konzept dieser besonderen „ketogenen“ Kur, die ich zur Zeit – unabhängig von eBalance! – mache, dass man nach vier Wochen strikter Handhabung eine Phase der „Stabilisierung“ einlegt.

Und wer jetzt vermuten möchte, dass da wieder das volle Schlemmen angesagt sei, der täuscht sich. Es ist ein sehr behutsames, bewusstes und wohldosiertes „Öffnen“ der Kohlenhydrate-Schleuse: Frühstück „komplett“, aber fettarm mit etwas Brot und so… Beim Mittagessen sind kohlenhydrat-haltige Beilagen gestattet, aber in kleinen Mengen und bei einer grösstmöglichen Reduktion des Fett-Anteils, und am Abend ist Kohlenhydrat nach 17 Uhr weiterhin völlig tabu.

Auf diese Weise ist einem Überfluss von Anfang an der Riegel geschoben. Das Ziel bleibt es, sich auf dem zuvor erreichten tieferen Niveau zu stabilisieren und nur einen kleinen Teil des Gewichts, höchstens einen Drittel, wieder zuzunehmen, wenn es geht… – Es soll Patienten geben, die es nicht schaffen und die nach den vier Stabilisierungs-Wochen wieder so schwer sind wie vor der ersten Phase… Das wird mir nicht passieren, da will ich die gewonnene Leichtigkeit nicht so schnell wieder preisgeben.

Also fasse ich mal den tapferen Entschluss, zum Beispiel bei der Schokolade und den Süssigkeiten weiterhin standhaft zu bleiben und gar nicht erst anzufangen… dann geht auch diese zweite Phase vorbei. Und der Erfolg, denke ich mir, heiligt die Mittel.




16/3  Rosskur

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:00

Danke der Nachfrage! – Cecilia, geneigte Leserin, erkundigt sich in ihrem Kommentar freundlicherweise nach dem Kilo-Stand, der „dank der Rosskur“ eingetreten sei. Aber gern doch!

Zuvor aber noch zur Frage: Weshalb spricht man eigentlich von einer Rosskur, wenn es um eine etwas ruppige Therapie geht? – Das Lexikon weiss Rat: Weil früher einmal die Schmiede nicht nur für den Huf-Beschlag, sondern auch für die Behandlung der kranken Pferde zuständig waren, kam es oft zu etwas handfesten Methoden, weil sie dafür keine eigentliche Ausbildung hatten.

Als dann die Tierärzte in ihr Amt eingesetzt wurden, verwendete man den Begriff „Rosskur“ für eine unsanfte Art der Behandlung. Dies wurde später auch auf Menschen-Ärzte übertragen. Gut zu wissen. – Was nun die Sache mit den Kilos betrifft: Morgen Freitag ist die erste Periode der 4 Wochen „streng“ vorbei und es geht auf die medizinische Waage. Nach meinem Heim-Messegräs sollte ich gegen 8 (in Worten: acht!) Kilo abgenommen haben.

Es kann aber auch sein, dass es dann Morgen etwas weniger sind. Die ausgezeichneten (nach sizilianischem Rezept) gebratenen Artischocken sind zwar als Gemüse im Rahmen der kohlehydratfreien Ernährung wärmstens empfohlen… aber wie waren ausgiebig in Olivenöl geröstet und von einer sehr schmackhaften „al diavolo“-Sauce begleitet, so dass die Gefahr besteht, dass dadurch etwas mehr Wasser im Gewebe „gebunden“ wird, das dann am Morgen auf die Waage drückt…

Knapp acht Kilo in vier Wochen, das ist ein gutes Resultat, das mich selber überrascht. Aber ich habe mit einer gewissen Erleichterung festgestellt, dass es mir deutlich leichter fällt, auf Schokolade und andere Süssigkeiten „komplett und total“ zu verzichten, anstatt den Versuch zu wagen, nur „ganz bewusst“ eine kleine Menge davon zu mir zu nehmen… das habe ich noch nie geschafft. Eine Tafel Schokolade verschwindet schwuppdiwupp, und wenn ich mir noch so fest vorgenommen habe, nur ein einziges Täfelchen… allenfalls ein Reiheli… auf der Zunge zergehen zu lassen. – Bin gespannt, was die offizielle Waage anzeigen wird. Und dann vor allem: Was in den nächsten vier Wochen passiert, wenn ich das Sortiment ganz sachte und wohldosiert wieder erweitern darf. – Wenn also, um im Bild zu bleiben, das Pferd wieder ein wenig über die Wiese mit den guten Kräutern galoppieren darf.




15/3  Ruhn, abtreten!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:44

Wie soll man das nennen? Eine ganz besondere Art von herber Wehmut, die nach Stiefelwachs und dem trocken-staubigen Hauch leerer Kasernengänge riecht, vermischt mit der stickigen Luft in Bunkern, die länger verschlossen waren…

Morgen geht es darum, endlich Platz zu schaffen in den Schränken und die Militärausrüstung, die mich so viele Jahre, noch über die reglementarische Dienstzeit hinaus, begleitet hat, wieder abzugeben im Zeughaus, wo man sie einst gefasst hat.

Eine Übergewichts-Geschichte eigener Prägung. Als ich in die Rekrutenschule kam, vor 45 Jahren, da wog ich gerade mal 67 Kilo, ein Strich in der Landschaft, in knappes grünes Tuch gekleidet, die Segelohren waren das markanteste Merkmal, wenn sie unter dem Mützenrand hervorstanden… – Dann kamen die Phasen der Gewichtszunahme nach dreissig: In der Offiziersuniform spiegelten sich die verschiedenen Etappen in den seitlich eingesetzten Bahnen, oft in unterschiedlicher Färbung, weniger abgeschossen als die restliche Jacke. Und der gute alte „Kaputt“, den es in der RS noch zur dünnen, steinharten Wurst zu rollen galt, mutierte durch das Versetzen der Knöpfe langsam von Zweireiher zum Einreiher…

Ein unrühmliches Intermezzo spielte sich ab, als ich nach einer intensiven Diät mehr als 20 Kilo abgenommen hatte, die immer wieder erweiterte Ausgangs-Uniform mir wie ein Zelt um den Körper wallte und die für unseren Einsatz zuständige Bundesrätin Elisabeth Kopp Heerschau halten wollte, was bedeutete, dass ich mir für den Gala-Empfang eine neue, passende Kleidung schneidern lassen musste. Ich trug sie gerade an diesem einen Abend, wenn auch in geschniegelter Schönheit. Dann nahm ich wieder zu, von Jo-Jo-Effekt wusste man damals noch nicht viel, und bald passte der alte Waffenrock wie vorher.

Ein besonderes Indiz war der Ledergurt: wenn er wieder einmal eingetauscht werden musste, weil man ja keine zusätzliche Löcher in das Armee-eigene Material bohren durfte, dauerte es jedes Mal länger, bis die freundlich-bedächtigen Zeughäusler irgendwo weit hinten noch ein passendes Stück gefunden hatten. – Bös wurde es bei der letzten Umrüstung, als Anfang der 90-er Jahre auch unsere Truppe noch den Tarnanzug erhielt, um definitiv von ihrem Burbaki-Look wegzukommen, und ich mit meinen mittlerweile 165 Kilo in keines der vorgefertigten Ordonnanz-Modelle mehr passen wollte, so dass man mir von der Sommer- und der Winter-Variante zwei persönliche Exemplare nach Mass anfertigen musste, die mir zuhause einen ganzen Schrank füllten, da keine Chance bestand, dass ich bei einem Einsatz irgendwo ein ausreichend geräumiges Wehrkleid fassen könnte… – Man ist – nach meiner Erfahrung – mit Übergewichtigen in der Armee immer respektvoll umgegangen. Und wenn es früher zum Witz-Bild der Gradkenntnisse gehört hatte, dass man den Herrn Oberst „am dicken Bauch“ erkennt, so machte ich in meiner späteren Dienstzeit diesem Cliché alle Ehre.

Jetzt gehen die ausgedienten Sachen zurück. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass sich in der neuen verschlankten „Armee XXI“ für diese Kleidergrösse noch Verwendung finden lässt.




14/3  Hautabschneiden

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:23

Ein potenzieller Markt von 3,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr eröffnet sich cleveren Verschönerungs-Chirurgen, die sich darauf spezialisiert haben, adipösen Menschen, die mit einem Magenbypass massiv abgenommen haben, die überschüssige Haut weg bzw. das angeborene Lederkostüm wieder in Form zu schneidern.

Body Contouring nennt sich der neue Trend, diese Eingriffe quasi industriell in spezialisierten Kliniken durchzuführen. So jedenfalls berichtet das deutsche Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL in seiner jüngsten Ausgabe. – 170’000 extrem übergewichtige AmerikanerInnen haben sich letztes Jahr einer operativen Magenverkleinerung und Darmverkürzung unterzogen, was mittlerweile ein Eingriff mit garantiertem Langzeiterfolg ist, bei dem man bis zur Hälfte des ursprünglichen Gewichts verlieren kann.

Der Eingriff ist nicht ohne Risiko, wird aber mittlerweile mit der minimal-invasiven laparoskopischen „Sonden-Technik“ ausgeführt. Aber als „Nebenprodukt“ bei erfolgreicher Gewichtsverringerung bleibt eine viel zu weite Schlabberhaut übrig, die sich nicht mehr zurückbildet, je länger man sie mit dem zu dicken Körper überspannt hat. Es hilft wenig, sie mit Bandagen an den Körper zu schnüren, damit sie nicht bei jeder Bewegung unter den Kleidern herumflattert. An einen Gang in die Badeanstalt oder gar in die Sauna ist kaum mehr zu denken. Und in den Hautfalten nisten sich Entzündungsherde ein, die zu schwärenden Wunden werden…

Eigentlich – müsste man meinen – gehört die Straffung dieser überdehnten Haut zur erfolgreichen Therapie dazu… aber dem ist nicht so. Bei uns wie in den USA wird dieser Eingriff als „kosmetische Operation“ betrachtet und von der Krankenkasse nur in besonderen Fällen und ausnahmsweise übernommen, wenn lebensbedrohliche Komplikationen bestehen. Mindestens 20’000 Dollar und mehr kostet der Eingriff. Aber er sei jeden davon Wert, sagen die, die ihn machen liessen und als „neue Menschen“ wieder ins Leben zurück fanden.

Vielleicht müsste man angesichts der immer weiter und immer früher verbreiteten Übergewichts-Problematik für Menschen mit einem nachweisbaren Gefährdungs-Potenzial schon in jungen Jahren ein spezielles Konto eröffnen oder eine Art Operations-Versicherung abschliessen, damit sie sich später, wenn es nötig wird, die Operation leisten können. Ein Gedanke mit Innovationsperspektive.




13/3  Gehirnwäsche

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:26

Interessanter Aufsatz in der NZZ am Sonntag unter dem Titel „Futtern fürs Gehirn“. Forscher an der Universität Lübeck haben den Stoffwechsel des Gehirns untersucht. Dieses lebenswichtige, höchst komplexe Organ hat einen hohen Energieverbrauch, wenn es unter Belastung oder Stress steht. Sein wichtigster Treibstoff ist Traubenzucker, den der Körper aus den Kohlenhydraten gewinnt.

Nun haben die Forscher festgestellt, dass es neben den bisher bekannten „Regelkreisen“, die im Normalfall mit Hunger und mit Sättigunsgefühlen die Nahrungsaufnahme steuern sollten (und die durch verschiedene, auch genetische Ursachen gestört sein können) ein noch ganz anderer Regel-Mechanismus besteht, den das Gehirn im Selbstbedienungsverfahren autonom auslösen kann.

Wenn es an akutem Energiemangel leidet, so veranlasst es gebieterisch den passenden Nachschub und lässt – bildlich gesprochen – „den Pizza-Kurier kommen“, ganz egal, ob der restliche Körper-Stoffwechsel ebenfalls Energiebedarf hat oder nicht. Auf diese Weise nimmt der Tyrann Gehirn es auch in Kauf, dass der Energie-Überschuss eingelagert wird, denn Reserve ist immer besser als Notstand, darauf ist jedes Lebewesen programmiert.

Was bringt uns nun diese Erkenntnis? – Vorerst nicht viel, sagen die Forscher. Es sei nicht mit einer neuen „Brain-Diät“ zu rechnen, auch nicht mir einer „Hirn-Pille“… aber ein Türchen der Hoffnung tut sich auf. Wenn es gelingen würde, unser Denkorgan durch eine Art Gehirnwäsche quasi stress-resistent zu machen, so dass es lernt, auch ohne zusätzlichen Brennstoff cool zu bleiben, dann liesse sich ein Aspekt des Übergewichts in den Griff bekommen.

Ich persönlich bin ins Grübeln geraten: Seit drei Wochen verzichte ich praktisch ganz auf Kohlenhydrate. Das heisst, ich habe mein Gehirn gewissermassen „auf Entzug“ gesetzt… Wie kommt es da, dass ich keine bösen Nebenwirkungen verspüre? Oder bestent ein Teil davon gerade in der Tatsache, dass ich „es“ nicht mehr spüren kann? – Grübel, grübel… Nächste Woche ist die erste Phase meiner Spezial-Ernährung vorbei, dann gibts wieder Stoff für die grauen Zellen…




12/3  Noch mehr „Fett weg“…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:59

Das konnte ich gestern nicht wissen, als ich den Titel „Fett weg“ über meinen Beitrag setzte… inspiriert durch das Titelbild des Bärbel-Kremer-Buches, auf dem die schlanker gewordene Autorin neben einem ganzen Stapel von Packungen mit Deutscher Markenbutter abgebildet ist, welche die 68 Kilo Fett aufwiegen, die sie abgenommen hat.

Heute hat mich der SonntagsBlick mit seiner Titel-Schlagzeile eingeholt: „Fett-weg-Pille für Kinder ab 12“ steht da, gemeint ist „Xenical“ und besprochen wird die Tatsche, dass dieses Medikament nun auch in der Schweiz offiziell für Jugendliche zugelassen ist. Diese Zulassung wird von den befragten Fachleuten kritisiert. Grundsätzlich zu Recht, auch wenn diese Kritik differenziert betrachtet werden kann.

Was von allem Anfang an „falsch“ ist, das ist der Titel: Xenical ist keine „Fett-weg“-Pille. Dies ist eine irreführende Formulierung, die völlig falsche Hoffnungen weckt, nämlich gerade die, die im betreffenden Artikel dann wieder kritisiert werden. Mit der Einnahme des Präparates allein geht kein einziges Gramm vom Fett, das man schon auf sich trägt, wieder „weg“. Xenical – vor dem Essen eingenommen – wirkt jedoch im Darm und sorgt doft dafür, dass ein Teil des Fettes, das man mit der Nahrung zu sich genommen hat, nicht verdaut und vom Körper aufgenommen, sondern wieder unverdaut ausgeschieden wird.

Isst man nun zu fettig bzw. „zu viel“ Fett, dann kann das zu übelriechenden Blähungen und zu unkontroilliertem „Abgang“ von dünnflüssigem Fett direkt in Hosen oder Bett führen… Eine unappetitliche Sache, die man aber – und auch das wird vom Autor des Berichtes falsch dargestellt – nicht als „Nebenwirkung“ der Pille anlasten muss, sonder einzig und allein dem Patienten, der sich „falsch“ ernährt hat, der sich nicht an die Vorgaben hielt, möglichst sparsam mit Fett umzugehen.

Es ist also nicht eine „Fett-weg“-Wirkung im Körper, die man verspüren würde, aber eine in bestimmten Fällen durchaus hilfreiche „Alarm-Funktion“, die dem Patienten auf drastische Weise vor Augen und Nase führt, dass er beim Essen nicht aufgepasst hat. Und ich weiss, wovon ich spreche, denn ich hatte das Medikament vor einigen Jahren auch verschrieben bekommen, und am Anfang genau diese peinliche Erfahrung selber machen müssen.

Für Kinder halte ich diese Praktik allerdings auch nicht geeignet, es sei denn in ganz besonderen Ausnahmefällen, um ein Exempel zu statuieren, wenn ein Jugendlicher partout nicht glauben will, dass er seine Essensvorgaben nicht einhält. Tut er das nämlich, passiert ihm nichts und dann braucht er diese Pille auch nicht.